Frau sitzt am Schreibtisch und hält sich mit beiden Händen den unteren Rücken

Bandscheibenvorfall - Symptome und Behandlung

Lesedauer: 5 min

Akute Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, welche von deutlichen Bewegungseinschränkungen und Missempfinden begleitet werden, sollten schnellstmöglich ärztlich untersucht werden. Denn es könnte sich hierbei um einen Bandscheibenvorfall handeln.

Welche Ursachen ein Bandscheibenvorfall haben kann, wie du ihn erkennst und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.


Inhalt

Was machen die Bandscheiben?
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Ursachen und Auslöser eines Bandscheibenvorfalls
Welche Symptome habe ich bei einem Bandscheibenvorfall?
Wie erkenne ich einen Bandscheibenvorfall?
Wie werde ich einen Bandscheibenvorfall ohne OP los?
Sport bei Bandscheibenvorfall: Was darf ich - und was nicht?

Was machen die Bandscheiben?

Die menschliche Wirbelsäule wird aus sieben Halswirbeln (zervikale Wirbel), zwölf Brustwirbeln (thorakale Wirbel), fünf Lendenwirbeln (lumbale Wirbel), dem Kreuzbein (Os sacrum) und Steißbein (Os coccygis) gebildet und leistet, zusammen mit den spinalen Bändern und Muskeln, die Halte- und Tragearbeit des gesamten Körpers.

Durch diese Kombination aus Knochen, festen und beweglichen Haltestrukturen werden uns ein sicheres und aufrechtes Sitzen, ein souveränes Bewegen in allen Ebenen und ein unbeschwertes Gehen in aufrechter Haltung erst ermöglicht. Die Wirbelsäule mit all ihren Strukturen ist somit das Zentrum jeglicher Bewegung, aber auch der Mittelpunkt für die Stabilität von Kopf und Rumpf. Ohne sie würden wir in uns zusammensacken, umkippen und im Sitzen und Stehen keinerlei Bewegung ausführen können.

Im Laufe eines Lebens wird sie enorm gefordert und ist schweren Belastungen ausgesetzt. Besonders die Bandscheiben (Discus vertebrales) werden dabei strapaziert. Diese sind zwischen jedem Wirbelkörperpaar, ausgenommen sind dabei Atlas (erster Wirbel) und Axis (zweiter Wirbelkörper), angelegt, wo sie den gesamten Wirbelzwischenraum auskleiden und als "Stoßdämpfer" dienen. Sie bestehen aus einem äußeren Faserring aus Bindegewebe, dem Anulus fibrosus, welcher im Inneren einen gallertartigen Kern, den Nucleus pulposus, birgt.

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Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Durch stete Belastung und dem natürlichen Alterungsprozess verliert der äußere Faserring an Festigkeit und Elastizität. Dadurch kann es zu einer Vorwölbung der Bandscheibe, einer Protrusion, kommen. Das heißt, der Nucleus pulposus drückt den erschlafften Anulus fibrosus über den Rand des Wirbelkörpers hinaus.

Solange der verschobene Faserring intakt und elastisch ist, braucht sich der Patient zunächst nicht zu sorgen. Teilweise ist eine solche Protrusion aber ein mögliches Vorstadium zum Bandscheibenvorfall, dem Prolaps. Denn wird der Faserring zunehmend falsch belastet, können Risse entstehen und der gallertartige Kern kann ungehindert in den angrenzenden Spinalkanal (Wirbelkanal) austreten. Dort drückt er dann mehr oder weniger stark auf die umliegenden neuralen Strukturen.

Durch diese Reizung der Nervenstrukturen können Schmerzen, Missempfindungen oder im schlimmsten Fall sogar Lähmungen verursacht werden.

Ursachen und Auslöser eines Bandscheibenvorfalls

Mögliche Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind zum einen Fehlhaltungen, die eine Dysbalance der paravertebralen Muskulatur hervorrufen. Durch den fortschreitenden, häufig beruflich bedingten, Bewegungsmangel werden diese Dysbalancen oftmals noch verstärkt. Zum anderen können aber auch eine genetisch bedingte Bindegewebsschwäche oder Fehlstellungen des Bewegungsapparates (z.B. starke Beinlängendifferenz, Beckenschiefstand oder Skoliose) die Entstehung eines Prolapses begünstigen.

In vielen Fällen ist die Bandscheibe durch diese jahrelange Überbelastung so vorgeschädigt, dass nur eine kleine „falsche“ Bewegung reicht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Kleine Bewegungen wie eine leichte Drehung, um etwas weiterzureichen, oder ein Bücken nach einem am Boden liegenden Stift, können dann schon Auslöser für einen Bandscheibenvorfall mit plötzlich, meist im Bereich der Lendenwirbelsäule, einschießenden Schmerzen sein.

Welche Symptome habe ich bei einem Bandscheibenvorfall?

Ein Prolaps kann im gesamten Bereich der Wirbelsäule auftreten. Dementsprechend treten je nach Lokalisation und Ausprägung der Läsion unterschiedlichen Symptome auf. Im Bereich der Halswirbelsäule ruft ein Bandscheibenvorfall häufig Kopfschmerzen (manchmal bis zur Migräne), Taubheitsgefühle, Missempfindungen (Parästhesien) und Kraftminderungen in Armen, Händen oder Schulter-Nacken-Bereich und Schwindelanfälle hervor.

Bei einem Prolaps auf Höhe der Brustwirbelsäule sind starke Schmerzen im gesamten Brustbereich möglich, welche mit Herzschmerzen verwechselt werden und bei dem Patienten panische Angstgefühle auslösen können.

Ist eine Bandscheibe der Lendenwirbelsäule betroffen, treten häufig Schmerzen auf, die über Gesäß und Oberschenkel bis in den Unterschenkel und Fuß ziehen können. Auch hier kann es zu Taubheitsgefühlen, Missempfindungen und Kraftminderungen im Bereich der Beine kommen, die nicht selten eine Gangunsicherheit und erhöhte Sturzgefahr mit sich bringen.

Ist ein Nerv stärker betroffen oder durch den Prolaps und die oftmals damit verbundenen Muskelverspannungen gänzlich in seiner Funktion ausgeschaltet kann dies zunehmend zu Parästhesien bis hin zu Lähmungen der gesamten unteren Extremität führen. In einigen Fällen sind Störungen der Blasenfunktion und der Darmfunktion möglich, eine Inkontinenz ist dabei nicht vermeidbar, aber bei Behebung der Läsion weitestgehend therapierbar.

Eine Operation bei Bandscheibenvorfall ist in solchen schwerwiegenden Krankheitsverläufen fast unumgänglich. Denn je länger der Nerv nicht ausreichend versorgt wird, desto geringer wird die Chance auf eine vollständige Genesung.

Wie erkenne ich einen Bandscheibenvorfall?

Konsultiert der Patient aufgrund von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Wirbelsäule einen Arzt, werden Untersuchungen wie z.B. Röntgen, MRT oder CT des betroffenen Areals veranlasst. Erkennt der behandelnde Arzt daraufhin durch die angefertigten Aufnahmen einen Prolaps, stellt er die eindeutige Diagnose Bandscheibenvorfall.

Allerdings lässt sich anhand der Bilder nicht eindeutig feststellen, was letztendlich die Ursache für die Ruptur war. Aus diesem Grund wird in der Physiotherapie vor jeder Behandlung eine umfangreiche Erstanamnese erstellt, in der unter anderem auch nach Gewohnheiten, sportlichen oder inaktiven Freizeitbeschäftigungen, Beruf und mitunter auch dem sozialen Umfeld gefragt wird. Es erfolgt zudem eine genaue Inspektion des gesamten Körpers, um mögliche Defizite ausfindig zu machen, welche einen Prolaps mit seinen Beschwerden begünstigt haben könnten.

Wie werde ich einen Bandscheibenvorfall ohne OP los?

In der Physiotherapie werden verschiedene Methoden zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls angewandt. Hierbei stehen zum einen die Reduktion der Schmerzen und Missempfindungen und zum anderen die Minderung von Bewegungseinschränkungen im Mittelpunkt. In der akuten Phase sind Wärmepackungen, Elektrotherapie, Stufenlagerung (wenn es der Patient als angenehm empfindet) und Ruhe indiziert.

Weiterführend können sanfte und schonende Techniken aus der manuellen Therapie ein Zurückgleiten des verschobenen Faserringes begünstigen und somit die Missempfindungen in den Extremitäten reduzieren. Ebenso leichte Massagen zur Detonisierung der verspannten Muskulatur - eine Reaktion, um das Gebiet des Bandscheibenvorfalls zu schützen - können Schmerzlinderung und Entspannung bieten.

Ist der Patient weitestgehend schmerzfrei, kann mit leichten therapeutischen Übungen begonnen werden. Isometrische Spannungsübungen zum gezielten Aufbau der paravertebralen Muskulatur, aber auch der Bauchmuskulatur sind hierbei essenziell.

Nach und nach werden die Übungen gesteigert und aus verschiedenen Ausgangsstellungen geübt – bis hin zu Tätigkeiten aus dem täglichen Leben. Mit dem Physiotherapeuten kann zudem ein Trainingsplan erarbeitet werden, der ganz individuell auf die Ursachen des Bandscheibenvorfalls eingeht, Wege aus rückenunfreundlichen Gewohnheiten aufzeigt und über die Therapiezeit heraus weitergeführt werden sollte. Denn nur eine regelmäßige Muskelkräftigung kann der Gefahr eines erneuten Prolapses entgegenwirken oder sie zumindest minimieren.

Sehr gut geeignet dafür sind auch Rückenschulkurse unter fachgerechter und professioneller Leitung, die mit zahlreichen Übungen und zusätzlichen Tipps rund ums "richtige Tragen und Heben" sowie der korrekten Ergonomie am Arbeitsplatz das notwendige Wissen vermitteln und Anregungen zum Durchbrechen alter und krankmachender Gewohnheiten geben .

Wie lange die Beschwerden andauern, ist von Patient zu Patient sehr verschieden. Jeder Mensch hat einen individuellen Heilungsverlauf, jeder Körper reagiert anders auf die bestehende Situation. Ausschlaggebend ist hierbei unter anderem die allgemeine körperliche Verfassung und Konstitution, das Alter, die Schwere des Beschwerdebildes und – ganz wichtig – die Motivation des Patienten. Ohne die Mithilfe des Patienten kann sich der Heilungsprozess mitunter verzögern und die Beschwerden möglicherweise weniger schnell abklingen.

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Sport bei Bandscheibenvorfall: Was darf ich - und was nicht?

Nicht jede Sportart ist nach einem Bandscheibenvorfall angesagt. Besonders schonend und beliebt ist das Schwimmen, Nordic Walking, Pilates, Tanzen und allgemeine Gymnastik. Sollte ein Patient zuvor eine Sportart ausgeübt haben, welche den Rücken eher belasten könnte, ist es empfehlenswert, dies vor einer Rückkehr in den Sport mit dem behandelnden Arzt und dem Physiotherapeuten zu besprechen.

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